Autoimmune Hepatopathies Diagnostics

Autoimmune Hepatopathien sind Leberkrankheiten, die zu lebensbedrohlichen Leberschäden und Leberversagen führen können. Bei der Diagnose von autoimmunen Hepatopathien ist die genaue Unterscheidung zwischen einer viralen Hepatitis (Leberentzündung) und autoimmunen Hepatopathien für die Bestimmung einer geeigneten Behandlung entscheidend. In diesem Beitrag werden die Symptome der verschiedenen Formen von Hepatopathien sowie die wichtigsten Diagnose- und Behandlungsmethoden erläutert.
Klassifizierung der Arten von autoimmunen Hepatopathien
Zu den autoimmunen Hepatopathien (Leberkrankheiten) [AIHT] gehören:
- Autoimmunhepatitis (AIH)
- Primäre biliäre Cholangitis (PBC)
- Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
- Autoimmune Cholangitis (AIC)
Bei einer AIH schädigt eine langfristige Entzündung die Hepatozyten. Bei der PBC werden die kleinen Gallengänge in der Leber vom Immunsystem angegriffen, während bei der PSC die großen Gallengänge betroffen sind. Die AIC ist eine besondere Form der AIHT, zu deren klinischen Merkmalen Juckreiz und Müdigkeit gehören. Zu den serologischen Merkmalen gehören hohe Werte antinukleärer Antikörper (ANA) und/oder Antikörper gegen glatte Muskulatur (ASMA); antimitochondriale Antikörper (AMA) sind hingegen nicht feststellbar. Bei der AIC zeigt die Mikroskopie des Lebergewebes eine Entzündung (Cholangitis) und Verletzung der Gallengänge sowie eine verringerte Anzahl von Gallengängen (Duktopenie) Es gibt nur wenige oder keine Anzeichen für eine Entzündung in den Pfortadern und Kapillaren.²
Die AIH ist häufig mit anderen AIHT verbunden, insbesondere PBC und PSC.³ Das gleichzeitige Auftreten von AIH mit PBC oder PSC ist in etwa 6–13 % der Fälle zu beobachten. Die AIH wird auf Basis des Vorhandenseins spezifischer Autoantikörper in zwei Typen unterteilt:⁴⁻⁵
- Typ 1: ANA und/oder ASMA sind vorhanden; dies ist die häufigste Form und tritt sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern auf
- Typ 2: Anti-Leber-/Nieren-Mikrosomen-Antikörper Typ 1 (anti-LKM1) oder Anti-Leber-Cytosol-Antikörper Typ 1 (anti-LC1) sind vorhanden; diese Form der AIH wird hauptsächlich bei Säuglingen festgestellt
Zusätzlich wurde ein dritter Subtyp von AIH vorgeschlagen, basierend auf dem Vorhandensein von Antikörpern gegen lösliches Leberantigen/Leber-Pankreas-Antigen (Anti-SLA/LP).
Hepatitis-Symptome
Zu den zahlreichen Symptomen der Hepatitis gehören:
- Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöle (Aszites)
- Unterleibsschmerzen im rechten Oberbauch
- Verwirrtheit, Benommenheit und undeutliche Sprache (hepatische Enzephalopathie; eine Lebererkrankung, die zu einer Erkrankung des Gehirns führt)
- Dunkler oder teefarbener Urin
- Neigung zu Blutergüssen und Blutungen
- Fatigue
- Fieber
- Intensiver Juckreiz
- Joint pain
- Schwellung der Beine
- Appetitverlust
- Ausbleiben der Menstruation (Amenorrhö)
- Übelkeit und Erbrechen
- Hautausschläge
- Spinnenartige Blutgefäße in der Haut (Spinnenangiome)
- Gewichtsverlust
- Gelbfärbung der Haut und der Sklera (des Augenweißes) [Gelbsucht]

Ätiologie der Hepatitis

Mögliche Ursachen einer Hepatitis umfassen:
- Autoimmun – Das körpereigene Immunsystem greift die Leberzellen an. Es wird angenommen, dass bestimmte Medikamente, Umweltfaktoren oder Infektionserreger eine Wechselwirkung zwischen genetischen (vererbten) Faktoren und dem Immunsystem auslösen können. Eine solche Wechselwirkung führt zu einer Entzündung und Schädigung der Leber. Ein wesentlicher Faktor in der Entwicklung der AIH könnte eine Verbindung zwischen den Genen der Klasse II des humanen Leukozytenantigens (HLA) und einer von CD4-positive T-Lymphozyten (eine Art weißer Blutkörperchen) vermittelten Immunreaktion sein.¹
- Toxizität – Durch Alkohol, Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel (z. B. Aloe Vera, Wanzenkraut, Kava), Industriechemikalien (z. B. Tetrachlorid, Polyvinylchlorid, Unkrautvernichtungsmittel), rezeptfreie Schmerzmittel (z. B. Paracetamol [Acetaminophen], Aspirin, Ibuprofen), verschreibungspflichtige Medikamente (z. B. Azathioprin, Phenytoin, Statine).
- Viral – Hepatitis-A-, -B- oder -C-Viren infizieren Leberzellen (Hepatozyten) direkt und führen zu einer Entzündung und Schädigung der Leber. Die Infektion mit dem Hepatitis-A-Virus (HAV) erfolgt über den fäkal-oralen Weg, das heißt durch die Aufnahme von Lebensmitteln oder Getränken, die mit geringen Mengen an HAV-haltigen Fäkalien kontaminiert sind. HAV wird nicht durch Husten oder Niesen übertragen. Das Hepatitis-B-Virus (HBV) wird durch Körperflüssigkeiten zwischen Menschen übertragen, einschließlich durch sexuellen Kontakt (Blut, Speichel, Sperma, Vaginalsekret), gemeinsame Nutzung von Injektionsnadeln und intravenöser (i.v.) Medikamenten-/Drogenausrüstung, versehentliche Nadelstichverletzungen bei medizinischem Personal sowie von der Mutter auf das Kind während der Geburt. HBV wird nicht durch Husten oder Niesen übertragen. Das Hepatitis-C-Virus (HCV) wird durch kontaminiertes Blut übertragen, das in den Blutkreislauf von Personen ohne HCV-Infektion gelangt. Häufige Übertragungsmittel sind illegaler intravenöser oder inhalativer Drogenkonsum, Piercings oder Tätowierungen mit unsterilen Werkzeugen, Nadelstichverletzungen bei medizinischem Personal und eine langfristige Hämodialysetherapie.
Epidemiologie der Autoimmunhepatitis
AIH kann jeden betreffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder ethnischer Zugehörigkeit.6 Es handelt sich um eine relativ seltene Langzeiterkrankung, aber auch um eine besonders heterogene Krankheit, die klinische Studien erschwert. Zu den charakteristischen Merkmalen gehören:³
- Höhere Prävalenz bei Frauen als bei Männern
- Hypergammaglobulinämie (erhöhte Gammaglobulin-Werte im Blut [Proteine]), auch wenn keine langfristigen Leberschäden vorliegen
- Autoantikörper im Blutkreislauf
- Eine Verbindung mit HLA DR3 oder DR4
- Mikroskopisch erkennbare Interface-Hepatitis (eine Art von Leberzelltod)
- Ein wirksames Ansprechen auf eine immunsuppressive Behandlung (z. B. Prednison, Azathioprin)
Die Heterogenität der AIH wird dadurch unterstrichen, dass die Erkrankung bei einigen Patienten leicht und subklinisch (ohne deutlich sichtbare Symptome) und bei anderen schwer sein kann. In einigen Fällen kann die AIH schnell zu Leberversagen und Tod führen. Dennoch ist die Krankheit selten. In Europa wurde beispielsweise die Prävalenz mit 16–18 Fällen pro 100.000 Einwohnern berichtet. Die geografischen Unterschiede sind beträchtlich: In Neuseeland wurde die Prävalenz mit ≈25 Fälle pro 100.000 angegeben, bei den Ureinwohnern Alaskas mit ≈43 pro 100.000 und die in Singapur mit nur 4 pro 100.000.³⁻⁴
Diagnostik für Autoimmunhepatitis
Eine AIH-Diagnose sollte bei allen Personen mit erhöhten Leberenzymwerten (Transaminase-Werten) im Blut in Betracht gezogen werden. Aufgrund der Heterogenität der Krankheit und des Fehlens eines präzisen Tests für alle Patienten ist eine frühe Diagnose eine Herausforderung. Zudem bestehen Herausforderungen bei der Unterscheidung zwischen AIH und AIHT der Gallengänge. Bei älteren Patienten kann die Diagnosestellung verzögert erfolgen oder die AIH bleibt möglicherweise unerkannt. Die 5-year-Mortalitätsrate bei unbehandelter AIH liegt bei über 50 %,⁶ und die 10-year-Mortalitätsrate beträgt 90 %.⁷ Die PBC kann auch zu einer biliären Cholangitis im Endstadium fortschreiten.⁸ Zudem entwickeln bis zu drei Viertel der Patienten mit PBC zusätzliche Erkrankungen außerhalb der Leber, wie etwa das Sjögren-Syndrom, Schilddrüsenerkrankungen oder systemische Sklerose.⁹ Dank großer Fortschritte in spezialisierten Zentren verbessern sich jedoch die Lebensqualität und die Überlebenschancen der Patienten mit AIH.³
Die International Autoimmune Hepatitis Group (IAIHG) hat ein vereinfachtes 8-point-Bewertungssystem 2008 für AIH eingeführt.⁶⁻¹⁰ Die Punkte werden in erster Linie wie folgt vergeben:
- Ein Punkt für ANA oder ASMA ≥1:40; Immunglobulin(Ig)-G-Werte über der oberen Normgrenze (ONG); oder ein mikroskopisches Bild nach einer Leberbiopsie, das mit AIH vereinbar ist (z. B. Infiltration von Lymphozyten)
- Zwei Punkte für ANA oder ASMA von ≥ 1:80, LKM von ≥ 1:40 oder SLA-positiv (mit einem Maximum von 2 Punkten für alle Autoantikörper); IgG von > 1,1 x ONG; ein mikroskopisches Bild einer typischen AIH (z. B. einschließlich einer Interface-Hepatitis); oder das Fehlen einer viralen Hepatitis
Ein Gesamtscore von ≥6 deutet auf eine wahrscheinliche AIH hin, ein Score von ≥7 auf eine definitive AIH, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Dennoch sind Röntgenaufnahmen der Gallengänge (Cholangiographie) erforderlich, um eine Diagnose von PSC oder AISC auszuschließen.¹⁰
Wenn eine AIH vorliegt, sind die folgenden Merkmale mit schlechten kurz- und langfristigen Prognosen verbunden⁵:
- Diagnose im Alter von < 18 Jahren
- Mikroskopischer Nachweis einer Leberzirrhose zum Zeitpunkt der Erstdiagnose
- Vorhandensein von Anti-SLA/LP-Antikörpern.
Obwohl Anti-SLA/LP-Antikörper bei nur etwa 20 %–30 % der Patienten mit autoimmuner Hepatitis (AIH) nachweisbar sind, weisen sie die höchste Spezifität aller Autoantikörper für diese Erkrankung auf. Daher wird empfohlen, diese Antikörper routinemäßig mittels ELISA oder Western Blot zu testen.¹
Diagnostische Methoden für Autoimmunhepatopathien (AITH)

Bei einer Gesamtbetrachtung der AITH umfasst die Erstdiagnose die Bewertung der folgenden Punkte:
- Klinische Symptome
- Biochemische Laborbefunde
- Immunoserologische Parameter – Hepatitis-Serologie und Autoantikörper
Nach Ausschluss von hepatotoxischen Medikamenten und Alkoholmissbrauch und der Bestätigung, dass die Patienten Hepatitis-B/C-Serologie negativ sind, werden Immunfluoreszenztechniken zum Screening auf Autoantikörper verwendet: ANA, ASMA, Anti-LKM und AMA. Anschließend werden die folgenden Autoantikörper mittels enzymgekoppeltem Immunadsorptionstest (ELISA) oder Immunblot weiter untersucht: anti-LKM1, anti-LC1, Anti-SLA/LP, anti-neutrophile zytoplasmatische Autoantikörper (ANCA) und AMA. Die ersten vier Autoantikörper weisen auf das Vorliegen einer AIH und die Notwendigkeit einer immunsuppressiven Therapie hin. AMA sind bei ≈95 % der Patienten mit PBC nachweisbar und deuten typischerweiseauf die Notwendigkeit einer Behandlung mit Ursodeoxycholsäure oder Obeticholsäure hin, ohne dass eine immunsuppressive Therapie erforderlich ist.⁸ Aufgrund der hohen Prävalenz von PBC-bedingten Krankheiten außerhalb der Leber sollten Patienten mit Verdacht auf PBC auch auf Folgendes untersucht werden⁹:
- Anti-Ro/Sjögren-Syndrom Typ A- und Anti-La/Sjögren-Syndrom Typ B-Antikörper
- Schilddrüsenparameter
- Anti-Zentromer-Antikörper
Von allgemeiner Bedeutung bei der immunologischen Diagnose der AIHT¹¹:
- AIH Typ 1 kann von AIH Typ 2 anhand des Vorhandenseins von Anti-F-Aktin-, anti-LKM1- und anti-LC1-Autoantikörpern unterschieden werden.
- Anti-SLA/LP-Autoantikörper scheinen mit einer schwereren AIH verbunden zu sein und sind besonders hilfreich bei der Diagnose einer AIH, die seronegativ für andere Autoantikörper ist.
- PBC kann aufgrund des Vorhandenseins der spezifischen Autoantikörper anti-M2, anti-Sp100 und anti-gp210 leichter diagnostiziert werden als PSC und AISC.
Behandlung der Autoimmunhepatitis
Die Standardbehandlung für AIH ist Prednison zur Induktion einer Remission (d. h. normale IgG- und Transaminasewerte) und Azathioprin zur Aufrechterhaltung der Remission. Für Patienten, die Azathioprin nicht vertragen, ist Mycophenolat-Mofetil eine geeignete Zweitlinienbehandlung. Die meisten Patienten benötigen eine lebenslange Behandlung.¹
Scientific materials
References
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